Die Landkarte der Seele

Vier Buchstaben nur, die ein großes Wunder umfassen: die HAUT! Keine Hülle gleicht der anderen. Jede ist so individuell, dass allein der Abdruck eines Fingers reicht, um herauszufinden, wer in dieser Haut steckt. Sie umhüllt das Baby in der Wiege genauso perfekt wie den Basketballer mit über zwei Meter Gardemaß. Sie geht mit jedem von uns im wahrsten Sinne des Wortes durch dick und dünn. Sie zeigt Standfestigkeit selbst in Situationen, in denen wir am liebsten aus der Haut fahren möchten.

Kein anderes Organ wird öffentlich so zur Schau getragen wie die Haut. Sie ist unsere einzigartige Kommunikationsfläche. Und weil sie am treffendsten ausdrückt, was wir unserem Körper im Laufe der Jahre zugemutet haben, nennen wir sie auch gern den "Spiegel der Seele". 

Mit etwa zwei Quadratmetern ist die Haut unser größtes Organ, das locker zehn Kilo auf die Waage bringt. Ein wahrer Hochleistungsbetrieb mit einem eingespielten Team, das uns mit seinen rund zwei Milliarden Hautzellen vor Krankheitserregern und Sonneneinstrahlung, aber auch vor Überhitzung, übermäßigem Wärmeverlust und Austrocknung schützt. Und ohne die Millionen Nervenzellen, die in die Haut eingebettet sind, könnte der Mensch weder Temperaturen fühlen noch per Tastsinn die Welt entdecken. Und er könnte auch keine Liebe spüren.

Ich habe den getroffen, für den die Haut Leidenschaft ist, Faszination und Beruf zugleich. Er kann nachempfinden, was der Lyriker Paul Valery (1871 - 1943) über sie geschrieben hat: "Die Haut ist das Tiefste beim Menschen."

Visite bei Professor Dr. med. Volker Steinkraus, Dermatologe und Gründer des Dermatologikums Hamburg.  1997 startete der Spezialist mit vier Mitarbeiterinnen: einer Sekretärin, zwei Krankenschwestern und einer Biologin – als Tagesklinik in der Hamburger Innenstadt.

Am Anfang stand eine Mission: Jeder Patient sollte so diagnostiziert, behandelt und betreut werden, wie man selbst diagnostiziert, behandelt und betreut werden möchte, wenn man Patient wäre. Der Patient mit all seinen Bedürfnissen im Zentrum der Aufmerksamkeit der Ärzte!

Die Namensgebung dieses besonderen Ortes ist eine Hommage an den bedeutenden Hamburger Dermatologen Professor Paul Gerson Unna (1850 - 1929), der im vorigen Jahrhundert ein Institut für Diagnostik und Therapie von Hautkrankheiten mit gleichem Namen gründete. Mittlerweile bieten im Dermatologikum 40 Ärzte ihr komplettes Behandlungsspektrum an: klassische, operative und ästhetische Dermatologie; dazu Allergologie, Gefäßchirurgie, Lasermedizin und dermatologische Labordiagnostik.

 

GEWEBEPROBEN: GEWISSHEIT IN 24 STUNDEN

 

Außerdem gibt es ein Labor für Histologie, Mykologie und Bakteriologie, so dass Diagnosen für alle Patienten innerhalb von 24 Stunden vorliegen. "Stimmt", nickt Professor Steinkraus, der die Klinik mit Prof. Dr. med. Kristian Reich und fünf weiteren Partnern führt, „wir haben uns vergrößert. Aber eines ist geblieben und wird es immer bleiben: Der Patient steht im Mittelpunkt allen Denkens und Handelns."

400 Patienten täglich vertrauen ihre Haut Steinkraus & Co. an. 

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Warum sind Sie Arzt geworden?

Warum hat sich Steinkraus ausgerechnet für die Dermatologie entschieden? An seinem Lächeln ist erkennbar, dass der Weg dorthin nicht schnurgerade verlief.

Er war eher lang, dieser Weg… ein Experiment mit Umwegen auf der Suche nach dem zündenden Funken. Er war weitaus weniger klar, als es den Eltern vielleicht lieb gewesen wäre: Sie betrieben ein Kaufhaus, und sie hofften, dass Volker Steinkraus und sein älterer Bruder dieses Kaufhaus einmal übernehmen würden. "Gemach, gemach", sagte der jüngere sich selbst (und ihnen) – und wurde nach dem Abi erst einmal Soldat bei der  Bundeswehrsportschule Warendorf. Er maß sich im modernen Fünfkampf (Schwimmen, Reiten, Laufen, Fechten und Schießen), wurde dank seiner passionierten Reiterei ("Ich bin ein Pferdenarr!") sogar Deutscher Mannschaftsmeister. Eine Leidenschaft, die ihm bis heute seine schier unermüdliche Kondition verleiht. Für einen kurzen Zeitraum liebäugelte Steinkraus sogar mit einer Profisport-Karriere.

Doch dann entschied sich der junge Mann stattdessen für eine Banklehre – um danach dann ganz genau zu wissen, dass Banker auf keinen Fall sein Leben sein würde!

Etwas anderes musste her, und am besten auch noch schön weit weg. So kam es, dass er Kunst in den USA studierte, an der Universität of Michigan in Ann Arbor. "Ich war 25, als ich schließlich mein Medizinstudium begann", lacht Prof. Steinkraus, "und ich bin meinen Eltern bis heute dankbar, dass ich so lange rumexperimentieren konnte."

 

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BEGEGNUNGEN, DIE SEIN LEBEN VERÄNDERTEN

 

Als leidenschaftlicher Sportler hatte Steinkraus zunächst die Vorstellung, Sportmediziner zu werden... wenn da nicht während des Examens der Artikel über Hautkrankheiten bei Kindern gewesen wäre, den er zufällig in einem Buch fand. Und der Autor, Dermatologie-Professor Dr. Johannes Meyer-Rohn (1913-1997) aus der Lüneburger Heide, wohnte nicht nur lediglich sieben Kilometer entfernt, sondern war auch nach einem kurzen Anschreiben bereit, den jungen Steinkraus bei Kaffee und Kuchen und einem ausgedehnten Waldspaziergang so einiges über die Haut zu erzählen. "Das war ein Schlüsselerlebnis für mich", erinnert sich der Profesor an diesen Nachmittag. "Mich hatte die Haut vorher nie wesentlich gereizt. Aber nun war ich wie elektrisiert. Der Arzt, der später ein väterlicher Freund für mich wurde, hatte mich regelrecht in seinen Bann gezogen."

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Es sollte nicht die einzige Begenung bleiben, die Steinkraus' Leben grundlegend veränderte. Wie von einem unsichtbaren Faden gezogen, reihten sich die Ereignisse von nun an zu seinen Gunsten aneinander. Anlässlich eines Kongresses in Atlanta/USA lernte er einen der  namhaftesten Dermatologen der Welt kennen, der von da an sein Denken und Handeln für immer prägen sollte: Dr. Albert Bernard Ackerman. "Ich habe einen Vortrag von ihm gehört, und der hat alles in den Schatten gestellt, was ich in meinem Leben bis dahin gehört hatte. Als ich wieder in Deutschland war, schrieb ich Ackerman und fragte, ob ich ihm eine Weile über die Schulter gucken dürfe. Der Brief, der mich eine Woche später erreichte, ist der schönste Brief, den ich jemals bekommen habe. Ackerman schrieb nur wenige Zeilen." Die Essenz war: "Du kannst jederzeit kommen."

Der junge Mediziner packte seine sieben Sachen, nahm seine Frau und seine zwei Kinder und ging für ein Jahr nach Amerika. "365 Tage habe ich von morgens bis abends gearbeitet – und gelernt. Ackerman hat mir Flügel verliehen. Er hat mir bewusst gemacht, wie man mit Menschen umgeht.  Er hat immer gesagt: 'Der Patient muss Dich verstehen. Du musst mit Deinem Patienten nicht lateinisch reden, sondern in der Sprache, die er versteht.' Er hat mich geprägt, hat mich zu kritischem Denken erzogen."

Prof. Steinkraus macht eine Gedankenpause und spürt dieser unvergleichlichen Zeit in seinem Leben nach. Dann sagt er:  "Ohne Ackerman würde es dieses Dermatologikum nicht geben. Es gibt keinen Tag heute, an dem ich mich nicht frage: Was würde Bernie dazu sagen?" Was hat er tatsächlich gesagt, als er vor ein paar Jahren schließlich zu einem Besuch nach Hamburg kam? Ein Leuchten geht über Steinkraus' Gesicht: "Er war happy, weil wir hier eine Paradeklinik aufgebaut haben – full circle, wie er die Klinik nannte. Alles unter einem Dach. Von der Diagnose über die Pathologie bis hin zur Behandlung; wir müssen keinen Patienten woanders hinschicken. Wir haben und machen alles hier."

Es war ein Ritterschlag.

Lassen Sie uns über Hautschutz reden…

Der Professor und ich reden über dieses Multi-Tasking-Organ, wo sich auf einem Quadratmillimeter Tausende von Zellen tummeln. Sie haben Namen wie Helferzellen, Killerzellen, Gedächtniszellen und Zellen mit einer Türsteher-Funktion – die also kontrollieren, wer rein darf in die Haut und wer nicht. "Dieses fantastische Abwehrsystem der Haut arbeitet zweigleisig: mit einem angeborenen und einem erworbenen Immunsystem. Beide Systeme ergänzen sich perfekt. Ein intaktes Immunsystem weiß selbst, wie es sich zu wehren hat.“ 

Aber allzu oft sind die eigentlich so schlagkräftigen Krieger wie die antimikrobiellen Eiweiße, die allzeit in der Lage sind, in Sekundenschnelle unerwünschte Eindringe wie Viren, Bakterien und Pilze auszuschalten, nicht wach genug. Und dann? Genau dann ist es sinnvoll, einen Termin beim Hautarzt zu machen!

 

HAUTKREBS KANN JEDEN TREFFEN

 

Zu den größten Feinden gehört der Hautkrebs. Er ist eine der häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Jährlich verzeichnet das Krebsregister (GEKID) etwa 250.000 Neuerkrankungen an weißem und schwarzem Hautkrebs. Am Dermatologikum werden jährlich mehrere tausend dieser Patienten mit Hautkrebs behandelt. Bei zehn Prozent handelt es sich um den gefährlichsten: um den schwarzen Hautkrebs, das maligne Melanom. Prof. Steinkraus: "Tatsächlich hat sich die Anzahl  der Krebsfälle verdoppelt. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Hautkrebs können wir fast immer heilen – vorausgesetzt, der Patient kommt rechtzeitig." Rechzeitig bedeutet: Frühstadium!

Was ist für Sie als Arzt am wichtigsten bei so einer Diagnose?

Der Experte: "Zweierlei Dinge. Wir schenken dem Patienten reinen Wein ein, wir beschönigen nichts. Wir sagen ihm die Wahrheit. Krebs ist Krebs. Aber gleichermaßen gilt es, den Patienten zu beruhigen. Wir machen ihm nicht zusätzlich Angst. Und wir besprechen gemeinsam die Therapie, die nötig ist."

Sie sind nun schon eine Weile Dermatologe – Sie können also beurteilen, ob die Therapie Fortschritte gemacht hat.  Hat sie?, fragen wir

Er lässt keinen Zweifel: "Ja, und zwar gewaltige." Und nennt gleich Beispiele: "Tumoren können wir heute schon teilweise mit Salben behandeln. Früher gab es nur das Skalpell. Fortschritte gibt es auch im Kampf gegen Schuppenflechte und Neurodermitis und Ekzeme. Schwerste Akne können wir so  behandeln, dass sie fast narbenlos abheilt. Und die Lasertherapie hat die Entwicklung unseres Faches regelrecht revolutioniert. Nehmen wir als Beispiel ein Feuermal, mit dem immer noch viele Menschen auf die Welt kommen. Dank Laser sieht man nach der Therapie nichts mehr davon."

 

Wünsche, die noch offen sind

Bei allem Fortschritt: Es bleiben Wünsche, die Prof. Steinkraus für die Zukunft der Medizin hat. Drei hat er uns genannt.

  1. Ich möchte wissen, wie der Hautkrebs entsteht - bzw. wie wir ihn effektiv verhindern könnten. Und ich möchte wissen: Warum bekommt (unabhängig von den Genen) der eine Hautkrebs – der andere aber nicht?
  2. Der Komplex Entzündungen in der Haut ist für uns immer noch wie eine Blackbox. Ich möchte wissen: Wie funktionieren die Entzündungskaskaden, wie werden sie ausgelöst, wie kann ich sie erfolgreich behandeln?
  3. Wir wissen, dass die immunologische Abwehrleistung der Haut im Alter nachlässt. Aber wir wissen nicht genau, warum das so ist, warum die Polizisten in der Haut müde werden. Liegt es am veränderten Hormonhaushalt, weil die Haut mit Schadstoffen überlagert ist? Oder müssen wir uns damit abfinden, dass der Abwehrorganismus schlichtweg nur auf maximal 100 Jahre angelegt ist? Wenn wir klare Antworten auf die Fragen hätten, könnten wir die Haut immunologisch stark machen und besonders juckende Erkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechten verhindern.

 

Gibt es überhaupt so etwas wie ein Patentrezept, um den Patienten wieder gesund zu machen? "Also", sagt Professor Steinkraus überzeugt, "ohne Kompetenz des Arztes geht es nun mal gar nicht. Die Qualität des Doktors ist die eine Säule. Die andere Säule ist die Atmosphäre, in der der Patient behandelt wird. Er muss immer fühlen, dass ich in dem Moment, in dem er bei mir ist, nur für ihn oder sie da bin. Da lasse ich mich nicht ablenken, da höre ich ihm zu, da spreche ich mit ihr. Da schaue ich ihn an. Und da klingelt auch kein Handy. Ich habe Ärzte erlebt, die sprechen mit ihren Patienten, starren währenddessen auf ihren Computer oder gucken aus dem Fenster." Er holt tief Luft: "So was geht gar nicht. Gar nicht!"

 

War er selbst schon einmal in dermatologischer Behandlung?

"Kürzlich", verrät Professor Steinkraus, "hatte ich ein entzündetes Muttermal unter der Brust, das schmerzte. Abends habe ich mich unserer jüngsten Assistenzärztin anvertraut. Sie hat ihre Sache gut gemacht... es war in jedem Fall interessant, in seiner eigenen Klinik einmal unters Messer zu kommen.“

Die Haut des Professors ist glatt und faltenfrei. Fast. Eine Steilvorlage für die letzte Frage. "Wie machen Sie das?"

Er lacht. "Die Gene meinen es gut mit mir. Da muss ich gar nicht viel machen. Abends, nach einem langen Tag, reinige ich mein Gesicht gründlich mit einem Gel oder mit Milch aus eigener Produktion. In den Tag starte ich dann unter der Dusche mit Warm- und Kaltwasser, einem Duschöl, einer scharfen Rasierklinge und Rasierschaum. Das war‘s."

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