Forschung & Technik

Fragen zur Schwerhörigkeit haben die Spezialisten der Deutschen Seniorenliga e.V. (www.dsl-hoeren.de)  zusammengestellt und beantwortet. Prof. Arneborg Ernst gehört zum Wissenschaftlichen Kuratorium. 

 

Wie funktioniert ein Hörsystem?

Moderne Hörsysteme sind klein, bequem und nahezu unsichtbar.

Vergleichbar mit einem enorm leistungsstarken Computer,

garantieren sie natürliches Hören in fast jeder Hörsituation. Ein

digitales Hörgerät besteht aus einem Mikrofon, einem digitalen

Signalprozessor und einem Lautsprecher, der das optimierte

Klangbild ins Ohr überträgt. Idealerweise ist es zusätzlich mit

einem Richtmikrofon ausgestattet, das dafür sorgt, dass Sie

die zentrale Klangquelle auch wirklich am deutlichsten hören.

Gleichzeitig werden Störgeräusche ausgeblendet und Rückkoppelungen

unterdrückt.

 

Welche Geräte gibt es?

Grundsätzlich unterscheidet man Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO-Geräte) und In-dem-Ohr-Geräte (IdO-Geräte). Bei starken Hörverlusten wird Ihnen Ihr Hörgeräte-Akustiker zu einem HdO-Modell raten, da dieses leistungsstärker ist als ein IdO-Gerät. Dem Wunsch nach einer möglichst unsichtbaren Lösung tragen mittlerweile beide Varianten Rechnung. Von modernen HdO-Geräten ist kaum mehr als ein kleiner transparanter Schlauch zu sehen, der in den Gehörgang hineinführt. 

 

Wie groß sind die Qualitätsunterschiede?

Da sich die Hörgerätetechnologie in rasantem Tempo weiterentwickelt , ist nur eine Minderheit der Hörgeräteträger mit einer topaktuellen Lösung versorgt. Ältere Modelle weisen jedoch gewisse Schwachstellen auf. Das Hauptproblem besteht darin, dass sie jeweils nur auf ein Ohr eingestellt sind, wohingegen gesunde Ohren miteinander kommunizieren, ihre akustischen Eindrücke aufeinander abstimmen und dadurch räumliches Hören ermöglichen. Eine echte Innovation stellt deshalb die so genannte binaurale Technologie dar. Diese Hörsysteme tauschen große Datenmengen  zwischen beiden Ohren aus, berechnen diese neu und passen sie in Echtzeit der jeweiligen Situation an. So erzeugen sie einen authentischen Raumklang und verbessern das Sprachverstehen um bis zu 45 Prozent.

 

Welchen Vorteil haben implantierte Hörgeräte?

Neben den konventionellen Hörgeräten gibt es inzwischen eine Vielzahl implantierbarer Hörgeräte (so genannte Mittelohrimplantate - MOI). Mittelohrimplantate sind Hörhilfen, die das Außenohr umgehen und operativ in das Mittelohr eingesetzt werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Hörgeräten benötigt man keinen Lautsprecher und kann durch die kleinere Entfernung zum Innenohr eine größere Verstärkung bieten. Ein Mittelohr-Implantatsystem ist für Menschen mit leichten bis schweren Innenohrhörverlust sowie Schallleitungs- und kombiniertem Hörverlust geeignet, die keine konventionelle Hörgeräte verwenden können oder damit unzufrieden sind und keinen ausreichenden Nutzen daraus ziehen.

Und wenn das alles nicht reicht?

Wenn ein Hörgerät nicht mehr ausreicht, um den Hörverlust  auszugleichen, kann ein Cochlea-Implantat die geeignete Alternative sein. Bei schweren Hörschäden oder gar vollständiger Ertaubung helfen selbst leistungsstarke Hörgeräte nicht mehr. Das liegt allerdings nicht daran, dass die Hörgeräte die Geräusche nicht ausreichend verstärken würden – die Lautstärke spielt nämlich gar keine Rolle, wenn die Sinneszellen im Innenohr zu stark beschädigt sind oder völlig fehlen.

In diesem Fall werden die empfangenen Töne erst gar nicht zum Gehirn weitergeleitet. Ein Cochlea-Implantat umgeht die zerstörten oder fehlenden Haarzellen und stimuliert den Hörnerv direkt. Damit ist das Cochlea-Implantat die einzige medizinische Technologie, die einen der fünf menschlichen Sinne teilweise wiederherstellen bzw. ersetzen kann. Sie sind die bahnbrechenden Helfer, die gehörlosen Kindern ein weitgehend normales Leben ermöglichen können. Mit einem Cochlea-Implantat kann in der Regel wieder ohne "Lippenablesen" gehört und meist sogar wieder telefoniert werden. Das gesamte Cochlea-Implantatsystem besteht aus zwei Hauptkomponenten: Die externe Komponente, dem Soundprozessor, der an der Ohrmuschel oder am Körper getragen werden kann, sowie der internen Komponente, dem Implantat, das den Ton an den Hörnerv weiterleitet. Kinder die hochgradig schwerhörig bzw. gehörlos geboren wurden oder sehr früh eine hochgradige Hörschädigung erlitten haben, können mit einem Cochlea Implantat das Hören und die Sprache erlernen. Die Cochlea-Implantat-Operation stellt heute den „Gold-Standard“ in der Therapie und Rehabilitation hochgradig schwerhöriger Kinder dar. Über diese Operation und die anschließende Rehabilitation wird in der Regel ein sehr gutes Hören und Sprache ermöglicht. Optimal ist die frühzeitige Versorgung betroffener Kinder innerhalb des ersten Lebensjahres. Die Implantate sind inzwischen so weit entwickelt, dass Kinder sie sogar beim Schwimmen und Tauchen nutzen können.

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Cochlea-Implantate auch für Ältere?

Es existiert keine Altersbeschränkung bei der Anwendung des Cochlea-Implantats. Erwachsene profitieren im hohen Lebensalter genauso wie jüngere Patienten von der Operation, wenn die medizinischen Voraussetzungen erfüllt sind. Neben den medizinischen Aspekten sollte eine hohe Eigenmotivation der Patienten vorhanden sein, Sprache wieder hören und verstehen zu wollen. 

 

Was kostet eine Cochlea-Implantat-Versorgung? 

Die Kosten für eine Cochlea-Implantat-Versorgung liegen einschließlich Rehabilitations-Maßnahmen bei rund 40.000 Euro. Sie werden von den gesetzlichen Krankenkassen in der Regel übernommen. Die Finanzierung durch private Krankenkassen ist oft Verhandlungssache. Nachfolgekosten, zum Beispiel Batterien, werden gemäß § 27 ff. SGB V von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Private Krankenkassen erstatten diese Nachfolgekosten meistens nicht.

 

Schwindel aus dem Innenohr

Noch ein weiteres Thema hängt unmittelbar mit dem Ohr zusammen: Schwindel. Außer Kopfschmerzen ist er in Deutschland die häufigste Ursache, einen Arzt aufzusuchen. Professor Dr.Ernst hat mit der sogenannten Neurofeedback-Therapie beachtliche Erfolge. Schwindel ist ein Kernsymptom zahlreicher Gesundheitsbeschwerden und kann dabei ganz unterschiedliche Formen annehmen: der Patient fühlt sich benommen, unsicher oder hat das Gefühl, zu schwanken oder sich zu drehen. In der Regel ist Schwindel jedoch auf Störungen im Gleichgewichtssystem, das im Innenohr gelegen ist, zurückzuführen. Besonders ältere Menschen sind davon betroffen. Um dem entgegen zu wirken, empfehlen Ärzte den Betroffenen gezielte Trainingseinheiten zur Stärkung des Gleichgewichts. Das Schwindeltraining mit Neurofeedback ist ein innovatives und effektives Verfahren zur Regulierung dieses sensiblen Gleichgewichtssystems. Dabei werden über ein Steuergerät die Körperschwankungen des Patienten gemessen. Gleichgewichtsstörungen können so ermittelt und gezielt ausgeglichen werden, wodurch sich das Sturzrisiko deutlich reduziert. 

Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden macht das Schwindeltraining mittels Neurofeedback die Störungen alltäglicher Bewegungsabläufe sofort sichtbar. Das Verfahren erfordert zudem erheblich weniger Aufwand. Statt einem muskulären Training korrigiert das Neurofeedback-Steuergerät die Gleichgewichtsverarbeitung im Gehirn. Das Resultat ist eine nachhaltige Regulation der Gang-, Stand- oder Koordinationsstörungen des Gleichgewichtsinns.

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