Dr. med. Eckart von Hirschhausen

In meinem Reporterleben habe ich viele interessante Mediziner getroffen. Aber keinen wie ihn: Dr. Eckart von Hirschhausen, Deutschlands witzigster Arzt. Einer, der nicht mit Spritzen, Skalpell oder Laserstrahl behandelt, sondern mit Worten. Sein Behandlungsraum ist nicht die Praxis, sondern das TV-Studio oder die Bühne. In einer einzigen Sitzung therapiert er Hunderte von Menschen gleichzeitig, quer durch die Republik. „Lachen ist die beste Medizin“, sagt der etwas andere Arzt. Und lächelt. Sein Markenzeichen: intelligenter Witz mit nachhaltigen Botschaften.
Dr. von Hirschhausen hat Medizin studiert, mit Bestnote „magna cum laude“ promoviert, in der Neurologie gearbeitet. Als er sich vor 15 Jahren aus dem Arztalltag verabschiedete und etwas Einmaliges – nämlich das medizinisch-therapeutische Kabarett – startete, fragten ihn besorgte Kollegen: „Sag mal, kann man denn d a v o n leben?“ – „Heute“, so der freche Doktor, „frage ich gern mal meine Kollegen:Sag mal, könnt Ihr d a v o n eigentlich noch leben?“ – „Die Ankunft eines Komödianten ist für die Gesundheit einer Stadt wichtiger als ein Eselskarren voller Medikamente.“ Das sagte bereits Thomas Sydenham, einer der bedeutendsten Ärzte, vor bald 400 Jahren – und hat natürlich Hirschhausen auf seiner Seite. „Wer lacht, lebt länger“, sagt er, „allerdings kann man Humor nicht als Tablette einnehmen, nur als Haltung. Es wäre als Medikament gar nicht zugelassen – zu viele Nebenwirkungen: weniger Herzinfarkte, weniger Infektionen und auch noch dazu ein gutes Schmerzmittel.“ 

Humor hätte garantiert Zulassungsschwierigkeiten

Den Schmerzmittel-Beweis liefert er gleich hinterher: „Haben Sie sich schon mal mit dem Hammer auf den Daumen gehauen? Das tut weh. Aber es macht einen großen Unterschied, ob man dabei allein ist oder in Gesellschaft. Bist du allein, tut es lange weh. Mit jemandem in der Nähe musst du lachen, und der Schmerz lässt nach.“ Treffpunkt Sylt, auf jener Insel, auf der Dr. von Hirschhausen seinen Bestseller „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“ geschrieben hat. 600.000-Mal hat sich dieses Buch innerhalb von nur sieben Monaten verkauft. Er ist an diesem Sonntag auf Sylt, weil er im Meerkabarett in Rantum einen Hausbesuch macht – vor 650 Leuten. „Glücksbringer“ heißt das Programm, ein Abend mit allen Wirkstoffen, die den Doktor zu einem der beliebtesten Kabarettisten gemacht haben. In den Dünen vor der Sylter Sansibar frage ich Dr. von Hirschhausen: „Sie behaupten, glücklich sein ließe sich trainieren. Klingt gewagt …“ Die Antwort kommt spontan. „Mit der Behauptung stehe ich zum Glück nicht allein da. Unser Gehirn ist elastisch und formbar. Alles, was wir oft tun, verändert unser Gehirn. So banal das klingt: Wenn ich glücklich sein will, muss ich es öfter sein. Übung macht den Meister. Glück entsteht im Hirn, im Stirnlappen. Unglück entsteht im Jammerlappen.“ Letzteren lokalisiert er irgendwo vorne links. Kleine Suchhilfe: Das ist der, für den das halb volle Glas immer halb leer ist. 

Und wie mache ich das nun?„Führen Sie ein Tagebuch mit Ihren Glücksmomenten. Schreiben Sie auf, was Sie gefreut hat, wofür Sie dankbar sind. Sie werden merken: Morgen finden Sie mehr davon – nicht weil mehr da sind, sondern weil Ihre Achtsamkeit für das, was schön ist, was funktioniert in Ihrem Leben, steigt. Glück ist kein Zufall, sondern die Summe meiner täglichen Handlungen.“ Geht es noch konkreter? Dr. von Hirschhausen: „Ja. Machen Sie einen roten Kringel in Ihrem Adressbuch um die Namen der Menschen, die Ihnen gut tun, und sorgen Sie dafür, dass Sie diese Menschen regelmäßig treffen. Zweitens: Seien sie zehn Minuten am Tag einfach still und tun Sie nichts. Sie werden sehen, wie viel Fülle immer da ist, in uns und um uns. Drittens: Erkenne Deine Stärken und Deine Schwächen. Worin bist Du gut? Sehr viel leichter als sich selbst zu ändern ist es, die Umgebung zu wechseln. Bist Du überhaupt in Deinem Element? Wenn nein: dann Kurswechsel. Der Pinguin ist an Land unbeholfen, im Wasser ist er wendig. Willst Du glücklich sein, finde Dein Wasser. Selbst dann geht meist nicht alles glatt. Zum Glück! Denn Glück ist eine Überwindungsprämie für jeden kleinen Sieg über den inneren Schweinehund.“

 

WAS DER SEELE GUT TUT

 

Wie lebt Dr. von Hirschhausen, wo lebt er – und ist er glücklich? Zu Hause ist er in Berlin. Er hat kein Auto – er joggt viel, fährt Rad. In der Bewegung, so sagt er, kommen ihm die besten Ideen. Deshalb hat er auch immer einen Block oder ein Diktiergerät dabei. Er isst täglich Knoblauch, gönnt sich gern mal ein Gläschen Wein. Macht das viele Geld, das er mit seinen Büchern verdient, glücklich? „Natürlich bin ich froh über die hohen Auflagen, aber Geld auf dem Konto ist auch etwas Abstraktes. Ich will Ihnen sagen, was mich glücklich macht: Wenn ich irgendwo sitze – beispielsweise im Flugzeug – jemand liest eines meiner Bücher und beginnt  plötzlich laut zu lachen. Das tut meiner Seele gut.Oder wenn Menschen am Ende des Programms zu mir kommen und sagen: Sie unterscheiden sich so sehr von anderen … ich hätte es nie für möglich gehalten, dass man über zwei Stunden lachen kann, ohne sich über andere lustig zu machen.“ Hirschhausen ist ein Mann, der den Humor ernst nimmt, weil er weiß und es immer wieder aufs Neue erfährt, was man damit bewirken kann. Unter dem Motto „Humor hilft heilen“ hat er den Verein „Rote Nasen Deutschland“ gegründet. Speziell ausgebildete Clowns bringen kranken Kindern ein bisschen Fröhlichkeit in den oft sehr traurigen und tristen Klinikalltag. Der Doktor: „Sie beflügeln dieKreativität und Fantasie, wecken Humor und Hoffnung, stärken den Lebensmut, bauen Brücken zu kleinen Inseln der Erleichterung und animieren wichtige körperliche Prozesse, die das Gesund werden unterstützen.“ Für ein Jahr Clownsprechstunde werden etwa 24.000 Euro gebraucht –doch er hat schon weitaus mehr gesammelt (mehr dazu finden Sie unter www.rotenasen.de)!

Was läuft da denn jetzt mit der Wunderheilung?

Mit einem Arzt über das Leben, das Glück und Therapievarianten zu reden, ohne auf die Naturheilkunde einzugehen, ist kaum vorstellbar. Unter dem Stichwort „Homöopathie –gib mir die Kügelchen“ zum Beispiel ist er auch in seinem Buch „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“ darauf eingegangen: „Ein Plus der Homöopathen: Du bekommst nicht, was alle kriegen, sondern DEIN individuelles Mittel. Es ging mir auch tatsächlich besser danach. Wurscht, ob es an den Kügelchen lag oder an den hohen Dosen Mitgefühl und der ausgezeichneten Anamnese, von der jeder Schulmediziner sich etwas abgucken kann.“ 

Wie ist er auf die Homöopathie gekommen? „Mein Draht dazu kommt über mehrere Freunde – alles Ärzte – die davon schwer begeistert sind. Noch einmal: Die Anamnese, das erste ausführliche Gespräch zwischen Patient und Homöopath, ist für mich einer der großen Schlüssel zum Heilerfolg. Die Menschen erfahren, wie gut es tut, in Ruhe zu sprechen, dass da jemand ist, der ihnen zuhört, der sie ernst nimmt. Und der augenscheinlich etwas vom Leben versteht, von den Zusammenhängen Geist, Körper und Seele.“ 
Wir fahren nach Rantum ins Meerkabarett. Eben noch das ruhige Gespräch am Meer, nun er auf der Bühne, im Meer der Begeisterung. Zwei Stunden lausche und lache ich. Zwei Stunden kein Alltag, sondern loslassen. Einfach nur LEBEN!

 


Aktuell ist Eckart von Hirschhausen auf Tournee mit seinem neuen Programm "Wunderheiler – wie sich das Unerklärliche erklärt".

Termine: http://www.hirschhausen.com/

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