Das Team

"Natürlich", sagt Prof. Dr. Wolfgang Schwenk, "gibt es in einem Team immer Menschen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Aber ich kann über mein Team sagen: Die Grundidee stimmt. Das bedeutet: Wir haben alle die gleichen Ideale. Wir wollen, dass unsere Patienten so schnell wie möglich wieder gesund werden und dass sie auf dem Weg dahin bestmöglich behandelt werden. Und wenn ich von ,uns allen‘ spreche, dann meine ich nicht nur die Ärzte, sondern selbstverständlich auch das komplette Pflegepersonal. Denn eines ist klar: Die Pflege trägt die meiste Arbeit. Pfleger und Schwestern sind doch die meiste Zeit mit den Patienten zusammen. Und das ist nicht immer ganz leicht."

Er geht noch weiter: "Die Zeiten, in denen der Operateur der Mann mit den goldenen Händen war, der Mann, der alles richtig macht, sind längst vorbei. Operieren ist Teamwork. Wenn auch nur ein Glied in der ganzen Kette ausfällt – sei es nur für einen winzigen Moment – dann kann das für einen Menschen lebensbedrohlich sein.“ 

Zum Chirurgen-Team von Prof. Schwenk ("meine Mannschaft ist so gut, dass ich mich reinen Gewissens ein paar Tage zurückziehen kann und dabei in jeder Minute sicher bin, dass all unsere Patienten in guten Händen sind“) gehören nicht nur Chirurgen, sondern auch Chirurginnen.  Die Chirurgie ist zwar immer noch eine Domäne der Männer, doch mittlerweile arbeiten 3500 Frauen bundesweit in Kliniken und Praxen. Prof. Schwenk: "Es gibt keinen einzigen Grund, weshalb Frauen nicht genauso gut operieren können wie Männer. Ich habe in meinem Chirurgen-Leben mehrere sehr gute Chirurginnen erlebt, von denen ich mich sofort und jederzeit operieren lassen würde." 

 

WARUM SCHWANGERE FRAUEN NICHT OPERIEREN DÜRFEN

Trotz der positiven Worte von Professor Schwenk: Chirurginnen müssen auch in der heutigen Zeit äußerst merkwürdige Hürden nehmen. 

Hier ein typisches Beispiel...

Das Projekt zur Erstellung eines Positionspapiers "Operative Tätigkeit während der Schwangerschaft" des Jungen Forums der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) hat den FamSurg-Sonderpreis 2014 gewonnen. FamSurg steht für „Family und Surgery“ bzw. „Female Surgeon“ und ist ein Projekt zur Förderung von Frauen und familienfreundlichen Strukturen in der Chirurgie. FamSurg wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und aus dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union (ESF)Vor dem Erfahrungshintergrund ihrer eigenen Schwangerschaft erarbeiten Dr. Maya Niethard und Dr. Stefanie Donner, beide Fachärztinnen für Orthopädie und Unfallchirurgie, Handlungsempfehlungen für Kliniken zum rechtlichen Umgang mit Chirurginnen, die während der Schwangerschaft das Skalpell nicht aus der Hand legen wollen.

 

Bisher werden junge Ärztinnen unmittelbar nach Bekanntgabe einer Schwangerschaft aus dem OP verbannt oder sie verheimlichen ihre Schwangerschaft so lange es geht und verzichten so auf einen sinnvollen, gesetzlich vorgeschriebenen Mutterschutz.

Ziel des Projektes ist es, Arbeitgebern 2015 eine Handlungsempfehlung zur Verfügung zu stellen, in der die aktuelle Rechts- und Datenlage aufgeführt ist und die Möglichkeit einer individuellen Gefährdungsbeurteilung vorgestellt wird. Schwangere Chirurginnen sollen so die Chance bekommen, während ihrer Schwangerschaft unter bestimmten Voraussetzungen und Schutzmaßnahmen weiter operieren zu können. Auf diese Weise lässt sich vermeiden, dass jungen Ärztinnen wertvolle Zeit für ihre Aus- und Weiterbildung verloren geht.
"Das Positionspapier stellt einen Meilenstein für alle zukünftigen Chirurginnen dar, die mit viel Ehrgeiz und persönlichem Engagement den Weg der Chirurgie beschritten haben. Es führt zu einem offeneren Umgang mit dem Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf und ermöglicht es, einen Knick in der beruflichen Karriere von Chirurginnen zu vermeiden", sagt Projektleiterin Maya Niethard, die auch die Sektion Familie und Beruf des Jungen Forums der DGOU leitet.  

Mehr als 50 Prozent der aktiv chirurgisch tätigen Weiterbildungsassistenten sind laut einer Umfrage des Berufsverbandes der Chirurgen (BDC) 2013 Frauen. Allerdings bestehen beim Arbeitgeber gerade bezüglich des Einsatzes schwangerer Ärztinnen große Unsicherheiten. Viele Ärztinnen wollen auch während der Schwangerschaft operieren, scheitern aber an der veralteten Auslegung des Mutterschutzgesetzes von 1952 durch den Arbeitgeber, Betriebsarzt oder das Gewerbeaufsichtsamt. Dementsprechend verbieten die Kliniken den Umgang mit schneidenden und stechenden Instrumenten für Schwangere. Eine schriftliche Fixierung dieses Verbotes gibt es im Mutterschutzgesetz jedoch nicht.

 

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Was Ärzte von Ihrem Leben erwarten

Gibt es Informationen über die Menschen, die täglich zum Skalpell greifen? Ja. Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC) hat die größte deutsche Studie über drei Chirurgen-Generationen erstellt. Über 2600 Chirurgen aus ganz Deutschland, geboren zwischen 1946 und 1986, haben an der Studie teilgenommen: Chefärzte, Oberärzte, Assistenzärzte, Niedergelassene. Ihre Ansichten trennen sich beim Geld verdienen, beim dicken Dienstwagen, beim Image. Sie denken anders über pünktlichen Feierabend und Überstunden, über ihre Chefs, Teamarbeit, Karriere und Familie.

 

Demnach sieht die Situation so aus, die der BDC in einer Presseerklärung der Öffentlichkeit mitgeteilt hat:

 

Sie wollen keinen Dienstwagen, sondern lieber einen Betriebskindergarten. Sie wollen Karriere machen, aber nicht für mehr Kohle. Sie wollen die beste Weiterbildung – zum Wohle des Patienten. Sie wollen flexible Arbeitszeiten, damit sie sich selbst um ihre Kinder kümmern können.

Die größte deutsche Studie über drei Chirurgen-Generationen brachte Neues und Erstaunliches ans Licht. Eine attraktive Arbeitsaufgabe ist den jüngsten Chirurgen wichtiger als die Bezahlung. Zeit ist wieder mehr wert als Geld. Die Familienfreundlichkeit und flexible Arbeitszeitmodelle der Kliniken und Praxen werden immer wichtiger. Der Chef ist wieder Vorbild, wird gefragt, hat Respekt.

Kurz: Generation Y (geb. ab 1980) unter den Chirurgen will das ganze Leben. Sie wollen heilen und trotzdem eine eigene Familie. Sie wollen viel arbeiten und trotzdem gesund bleiben. Sie wollen Zeit für ihre Patienten, ihre Kinder und sich selbst. Sie wollen: eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Viel Leistung, wenig Stress bei langer Gesundheit und Arbeitsfähigkeit.

Realisiert wurde die Studie von Prof. Margit Geiger, die den Lehrstuhl für Human Ressource Management an der Hochschule Bochum führt. 

 

Aufgeteilt war die Studie in die Generationen:
Baby-Boomer (geb. 1946-1964), Alter: 49-68 Jahre
Generation X (geb. 1965-1979), Alter: 34-48 Jahre
Generation Y (geb. ab 1980), Alter: unter 34 Jahre

Kurz-Zusammenfassung: Gemeinsamkeiten der Chirurgen-Generationen

  1. Über 70% der Chirurginnen und Chirurgen aller Generationen ist es wichtig, dass ihre Klinik/Praxis ein sehr gutes Image genießt.
  2. Die Ausstattung des Arbeitsplatzes (OP-Säle, Stationen) wird in allen Generationen als sehr wichtig (95%) eingeschätzt.
  3. Auf einen sicheren Arbeitsplatz legen über 80% der Chirurgen in allen Generationen Wert.
  4. Gute Zusammenarbeit ist wichtig. Bei einem schlechten Arbeitsklima würden über alle Generationen hinweg fast alle Chirurgen (88%) den Arbeitsplatz wechseln.
  5. "Ich bin ein Workaholic" sagen nur 26-30% der Chirurgen aller Generationen von sich selbst.
  6. Die Trennung von Arbeit und Privatleben ist über 63% aller Chirurgen wichtig.
  7. Über alle Generationen hinweg interessiert sich lediglich ein Drittel der Chirurgen für einen Dienstwagen, wobei sich die Generation X mit 39% noch am stärksten für dieses Statussymbol interessiert.

 

Kurz-Zusammenfassung: Unterschiede der Chirurgen-Generationen

  1. Während nur 62% der Baby-Boomer auf die Karriere-Perspektiven schauen, sind es bei der Generation Y 85%!
  2. Das Entgelt ist der Generation X mit 83% am wichtigsten. In der Generation Y dagegen interessiert das nur knapp 70%. Für ein besseres finanzielles Angebot würde in der Generation Y nur nur jeder Dritte (31%) den Arbeitgeber wechseln. In der Generation X sind es immerhin 43% der Befragten.
  3. Für eine attraktivere Arbeitsaufgabe hingegen würde nahezu jeder Chirurg der Generation Y den Arbeitsplatz (92%) wechseln. In der Generation X sind es 85% und bei den Baby-Boomern 73%.
  4. Für die Generation Y haben die Vorgesetzten wieder eine Vorbildfunktion. Das geben knapp 82% an. Bei den Baby-Boomern sagen das nur 47%. Ein regelmäßiges Feedback des Chefs ist deshalb jedem Chirurgen der Generation Y sehr wichtig (94%). Bei den Baby-Boomern ist das nur 72% der Chirurgen wichtig.
  5. Die jungen Chirurginnen und Chirurgen interessieren sich für eine „exzellente Weiterbildung“ (91%) und wählen danach ihren Arbeitgeber aus.
    Die Arbeitgeberauswahl nach Weiterbildungsqualität ist jedoch nur für jeden zweiten Baby-Boomer interessant. Dies ist insofern ernüchternd, als daß die erfahrenen Baby-Boomer ihr Wissen eigentlich bereitwillig an die junge Generation weiter geben sollten und stolz auf ihre Schüler blicken sollten. Hier haben sie es auch selbst in der Hand, die besten Nachwuchskräfte durch adäquate Weiterbildungsangebote an die eigene Abteilung zu binden.
  6. Über 67% der Generation Y achten auf ihre Work-Life-Balance. Bei den Baby-Boomern achten nur 46% darauf. Arbeitszeitmodelle spielen für Dreiviertel der Generation Y (76%) eine Rolle. Bei den Baby-Boomern interessiert dies nur jeden Zweiten (53%).
  7. Ein pünktliches Arbeitsende ist knapp 30% der Generation Y wichtig. Bei den Baby-Boomern interessiert das nur 15%. Mehrarbeit kommt für jeden Zweiten aus der Generation Y nur bei einem adäquaten Ausgleich an Freizeit in Frage. Bei den Baby-Boomern fordern das nur 21%.
  8. Betriebliche Sozialleistungen sind für zwei Drittel der Baby-Boomer (67%) wichtig. In der Generation Y interessiert das nur jeden Zweiten (51%). Eine gute Ausstattung der Sozialräume ist dafür 50% der Generation Y wichtig, jedoch nur jedem dritten Baby-Boomer.
  9. Die Familienfreundlichkeit einer Klinik ist für 73% der Chirurgen in Generation Y wichtig. In der Generation der Baby-Boomer interessiert das nur jeden Zweiten (52%). Einen Betriebskindergarten wünscht sich die Hälfte der Chirurgen in Generation Y.

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