Was heißt das?

Rund die Hälfte der Deutschen hat Probleme mit der Schilddrüse. Diese sind entweder auf Veränderungen des Schilddrüsengewebes, Störungen der Schilddrüsenfunktion oder beides zurückzuführen.

Der Kropf (vergrößerte Schilddrüse) ist hier die häufigste der Schilddrüsenkrankheiten.

Frauen sind insgesamt öfter als Männer betroffen. Ein Grund für die größere Störanfälligkeit sind die beträchtlichen Hormonschwankungen im Leben einer Frau: Schwangerschaft und Wechseljahre, aber auch die Hormoneinnahme bei Verhütung und Hormonersatztherapie setzen den weiblichen Körper wechselnden hormonellen Einflüssen aus. Da alle Hormone im Körper, also auch Schilddrüsen- und Sexualhormone, sozusagen „Hand in Hand“ arbeiten und wie in einem Herzkreislauf untereinander verbunden sind, treten Störungen oft während oder nach hormonellen Umstellungen auf.

Zusätzlich bleiben gerade bei Frauen die Schilddrüsenprobleme oft lange Zeit unentdeckt, weil die Beschwerden sehr allgemein sind und mitunter auch als „typisch weibliche “ Befindlichkeitsstörungen oder Wechseljahrsbeschwerden abgetan werden können: Depressive Verstimmungen, Gewichtszu- oder abnahme, Hitzewallungen, Schlafstörungen oder verminderte Leistungsfähigkeit lassen nicht immer sofort an die Schilddrüse denken. Doch genau das sollte man tun und sich nicht mit "Ist bestimmt die Psyche…" abspeisen lassen.

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Drei häufige Störungen

  • Kropf (Struma) und Knoten der Schilddrüse 

Eine vergrößerte Schilddrüse (Kropf) entsteht am häufigsten durch unzureichende Jodaufnahme mit der Nahrung. Bei dem Versuch den Mangel an Jod und damit an Schilddrüsenhormonen auszugleichen, vermehrt der Körper das Hormon bildende Gewebe und vergrößert die Schilddrüse zum Kropf. Unbehandelt kann dies langfristig zur Entstehung von heißen oder kalten Knoten und verschiedenen Funktionsstörungen der Schilddrüse führen. Knoten können sich zwar auch in einer normal großen Schilddrüse bilden, sie finden sich jedoch häufiger in einer zur Struma vergrößerten Drüse.

Je nach ihrer Aktivität unterscheidet man heiße und kalte Knoten:

  • Heiße Knoten sind Gewebsveränderungen in der Schilddrüse, die Jod aufnehmen, unkontrolliert Hormone bilden und ausschütten. So kommt es zum Hormonüberschuss und somit zu den körperlichen Erscheinungen einer Schilddrüsen-Überfunktion. Da diese Knoten sich sozusagen „selbstständig gemacht“ haben und unabhängig vom eigentlichen Bedarf des Körpers aktiv sind, werden sie autonome Adenome genannt. Autonome Knoten sind in Deutschland für die meisten der Schilddrüsenüberfunktionen (Hyperthyreosen) verantwortlich.
  • Kalte Knoten sind funktionslose, inaktive Gewebsveränderungen innerhalb der Schilddrüse. Sie können kein Jod aufnehmen und bilden somit auch keine Schilddrüsenhormone. Hinter kalten Knoten können sich verschiedene Krankheitsprozesse verbergen. Dazu gehören Zysten, degenerative Veränderungen sowie gutartige und bösartige Tumoren. In seltenen Fällen, etwa bei ein bis fünf Prozent der Fälle können sie krebsartig verändert sein. Dies kann der Arzt durch die Entnahme einer Gewebeprobe feststellen. 

  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) 

Bei einer Unterfunktion werden in der Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet, und der Körper ist unzureichend damit versorgt. Dieser Mangel führt zu einer Verlangsamung der Körperfunktionen – der gesamte Stoffwechsel läuft auf „Sparflamme“. Eine Unterfunktion kann als Folge einer Schilddrüsenentzündung, Operation oder Radiojodbehandlung auftreten, aber auch angeboren sein. Die Betroffenen sind extrem kälteempfindlich und frieren leicht, leiden unter dauernder Müdigkeit und Antriebsschwäche, Konzentrationsschwierigkeiten, nachlassender Leistungsfähigkeit, einem verlangsamten Herzschlag und Wassereinlagerungen an verschiedenen Stellen des Körpers z.B. Lidschwellungen. Sie nehmen häufig an Gewicht zu, obwohl sie nicht anders essen als vorher.

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann auch die Bildung von  Sexualhormonen stören und dadurch zu Libidostörungen führen; bei Frauen außerdem zu Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeit, bei Männern zu einer Verminderung der Potenz.

Eine besondere Gefahr stellt die unerkannte (latente) Hypothyreose dar. Denn selbst wenn die Unterfunktion nur leicht ausgeprägt ist, kann sie doch langfristige Folgen haben. Da sich durch den Hormonmangel der ganze Stoffwechsel verlangsamt, wird auch Fett langsamer verbrannt; die Blutfettwerte steigen und damit auch das Risiko von Gefäßablagerungen (Atherosklerose ) und entsprechenden Folgeerkrankungen wie z.B. Herzinfarkt. Diese leichte Unterfunktion ist besonders bei Frauen und bei älteren Menschen ein häufiges Krankheitsbild und wird aufgrund der unspezifischen Beschwerden und des schleichenden Verlaufs oft erst spät erkannt. Experten empfehlen daher Frauen über 35 und Männern über 65, sich mit der Bestimmung des TSH-Wertes alle fünf Jahre auf eine mögliche Unterfunktion hin untersuchen zu lassen.

  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) 

Bei einer Überfunktion der Schilddrüse werden zu viele Schilddrüsenhormone gebildet, die den Körper „überschwemmen“. Dieser Überschuss bewirkt, dass der Körper ständig „auf Hochtouren läuft“. Eine Überfunktion tritt meistens bei heißen Knoten (autonomen Adenomen) und der Basedowschen Krankheit auf. Die Betroffenen sind unruhig, reizbar, nervös, leiden unter Konzentrationsschwäche, nachlassender Leistungsfähigkeit, Schlafstörungen , Gewichtsverlust , Schwitzen , Wärmeunverträglichkeit, Haarausfall und Herzbeschwerden. Als unangenehm wird besonders ein dauerhaft erhöhter Pulsschlag empfunden. Manchmal sind auch eine zum Kropf vergrößerte Schilddrüse oder das Auftreten von Augensymptomen der Anlass für einen Arztbesuch. Eine Überfunktion der Schilddrüse ist ebenfalls gefährlich für das Herz: Das Zuviel an Schilddrüsenhormonen treibt das Herz zu ständiger Höchstleistung an, Vorhofflimmern und Herzschwäche können die Folge sein. 

  • Schilddrüsenentzündungen 

Eine Schilddrüsenentzündung kann akut oder chronisch auftreten. Die akute Entzündung tritt unvermutet, mit heftigen Schmerzen auf und wird durch Bakterien oder als Reaktion auf eine vorangegangene Virusinfektion  ausgelöst. Die chronische Schilddrüsenentzündung wird dagegen vom körpereigenen Immunsystem ausgelöst (Hashimoto-Thyreoiditis, Autoimmunthyreoiditis). Bei dieser Erkrankung richtet sich der Immunprozess nicht gegen einen „Eindringling“ von außen, sondern gegen ein eigenes Organ, nämlich die Schilddrüse. Der Körper setzt dann alle Abwehrmechanismen in Gang: so genannte Entzündungszellen wandern ein, eine entzündliche, schmerzhafte überwärmte Schwellung an der Schilddrüse entsteht. Diese Entzündung kann plötzlich und akut auftreten, begleitet von Gliederschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit und Schmerzen bzw. Druckempfindlichkeit in der oberen Halsregion. Die Entzündungen können auch chronisch, immer wiederkehrend in Schüben verlaufen und langfristig zur Zerstörung des Schilddrüsengewebes führen. Die Autoimmunkrankheit Hashimoto-Thyreoiditis entwickelt sich schleichend, setzt sich lebenslang fort und führt nach einiger Zeit zu einer Unterfunktion der Schilddrüse mit den dafür typischen Anzeichen. Da bei der Erkrankung lokale Beschwerden am Hals sehr selten sind, wird die Krankheit oft erst an der entstehenden Schilddrüsenunterfunktion erkannt. In der Regel ist wegen dieser Unterfunktion die lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormon-

Tabletten erforderlich. 

  • Basedowsche Krankheit (Autoimmunhyperthyreose) 

Auch bei der Basedowschen Krankheit handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit, die spontan, also schicksalhaft auftritt. Der Körper bildet ebenfalls speziell gegen die Schilddrüse gerichtete Antikörper, die diese jedoch zu einer gesteigerten Produktion von Schilddrüsenhormonen anregen, also zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen. Im typischen Fall der Krankheit, bei etwa 60 Prozent der Betroffenen, werden neben den Beschwerden der Überfunktion auch stark hervortretende Augäpfel (endokrine Orbitopathie) oder Reizungserscheinungen des Auges beobachtet. 

  • Schilddrüsenzyste 

Eine Zyste ist ein mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum, der unterschiedlich groß sein kann. Eine Zyste in der Schilddrüse wird durch eine oder mehrere schmerzlose Punktionen - ähnlich einer Blutentnahme - entleert. Bei großen Zysten oder dem Verdacht auf bösartiges Gewebe wird eine operative Entfernung realisiert.

 

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