Integrative Medizin

Wenn man versucht, mit Schulmedizinern über Integrative Medizin und deren Vorteile für Patienten zu sprechen, dann laufen manche von ihnen rot an. "Alles Humbug", fauchen sie – meist als erstes in Richtung Patient. Sie leben in ihrem schulmedizinischen Elfenbeinturm und sehen nicht (können oder wollen nicht), dass es Gesundheit nicht nur auf Rezept aus der Apotheke gibt, sondern dass man immer und unter allen Umständen auch den sogenannten "inneren Arzt" aktivieren muss.

 

Das gilt auch für die Herzmedizin, in der die größten Blockbuster der pharmazeutischen Industrie oftmals die Illusion nähren, Herzerkrankungen seien ein technisch komplett lösbares Problem. In Wahrheit jedoch werden viele der Behandelten niemals mehr gesund. Denn der größte Feind des Herzens, die Durchblutungsstörungen seiner Gefäße, läßt sich durch chirurgische Eingriffe und teure Medikamente kaum aufhalten. 

Prof. Hermann Reichenspurner schließt die komplementäre Medizin weder in der Prävention noch in der Therapie aus. Im Gegenteil! "Wer sein Leben ändert", sagt er, "kann durchaus auf Medikamente, die z. B. Cholesterinwerte senken sollen, verzichten. Es ist erwiesen, dass körperliche Aktivität und Gewichtsreduzierung zur Verbesserung des Blutdrucks und des Fettstoffwechsels führen." Er geht noch weiter. "Man kann sagen: Wenn schon Gefäßveränderungen da sind, kann man sie durch Sport verbessern. Tatsächlich ist es so, dass selbst das erkrankte Herz Fähigkeiten besitzt, um sich selbst zu heilen. Diese Selbstheilungskräfte sollten geweckt werden."

 

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In diesem Zusammenhang verweist der Hamburger Herzprofessor, dem die Integrative Medizin auch in seiner Klinik wichtig ist, auf seinen Kollegen Prof. Dr. Gerhard Schuler, Direktor des Leipziger Herzzentrums. Der vergleicht das Dilemna im Herzen gern mit einem Auto, das einen Rostfleck trägt: "Wir können die Stelle ordentlich lackieren, so dass man sie nicht mehr sieht", sagt der Kardiologe dann, "aber der Fleck zeigt, dass das Auto an vielen anderen Stellen Rost ansetzen wird."

 

Fakten, die Sie kennen sollten

Durch ausreichend Bewegung können verstopfte Gefäße überbrückt werden, in dem das Herz - wie von Zauberhand - natürliche Bypässe um Engstellen wachsen läßt. In Studien wurden  diese Erkenntnisse sogar belegt: Das Forscherteam um Kasper Andersen von der Universität Uppsala in Schweden wertete die Ergebnisse einer Studie aus, bei der der Lebensstil von 39.805 Männern und Frauen untersucht wurde. Die Probanden waren im Alter von 20 bis 90 Jahre und litten zu Beginn nicht unter Herzproblemen. Die Teilnehmer der Studie wurden aufgeteilt in Gruppen, die moderate Trainingseinheiten wie Wandern, Radfahren, Walking, Joggen oder Schwimmen absolvierten und Probanden, die Leistungssport betrieben.

Der schwedische Wissenschaftler Kasper Andersen zog aus den Ergebnissen der Studie das Resümee: Niemand muss regelmäßig für einen Marathon trainieren, um die Vorteile von körperlicher Aktivität für seine Gesundheit des Herzens zu nutzen. Bereits ein mäßiges, aber regelmäßiges Training hat positive Effekte auf das Herz und den Blutkreislauf. Selbst das Benutzen der Treppe, statt mit dem Aufzug zu fahren, trainiert das Herz. Täglich eine Stunde Bewegung oder eine halbe Stunde intensives Training können die Gefahr der Erkrankung des Herzens um 46 Prozent reduzieren.

Und: Für die Gesundheit ist es nie zu spät!
Ungesunde Lebensweisen abzulegen ist in jedem Lebensalter möglich. Besonders wenn es darum geht, sich selbst und damit der eigenen Gesundheit etwas Gutes zu tun, ist eine ehrliche Reflexion der eigenen Gewohnheiten und Angewohnheiten unumgänglich. Dazu gehört:

  • Übergewicht stellt immer ein Gesundheitsrisiko (nicht nur für das Herz), dar.
  • Auch das Rauchen wirkt sich allgemein negativ auf den gesamten Organismus aus und ist im wahrsten Sinne des Wortes „Gift“ für ein gesundes Leben.
  • Dem eigenen Wohlbefinden zuliebe sollte man im Idealfall außerdem auf Alkohol verzichten oder ihn zumindest in Maßen genießen. Wissenschaftler sprechen hier beispielsweise von maximal einem alkoholischen Getränk pro Tag für Frauen bzw. von zwei für Männer. 

WENN IHNEN IHRE PUMPE LIEB IST

Wahre Wunder sind durch eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, wenig tierischen Fetten und viel Kohlenhydraten möglich, um das Herz lange gesund und leistungsfähig zu halten.

  • Besonders wertvoll sind Blaubeeren, grünes Blattgemüse und Nüsse. Blaubeeren zum Beispiel sind wirksame Radikalfänger und senken den Spiegel des "schlechten" LDL-Cholesterins. Die Blaubeere beugt Bluthochdruck, Arterienverkalkung und Herzinfarkt vor. Selbst in gekochter Form behalten Blaubeeren ihre wirksamen Antioxidantien.
  • Grünes Blattgemüse (Salat, Spinat, grüne Paprika etc.) sind reich sekundären Pflanzenstoffen.
  • Nüsse sind reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und senken so ebenfalls erfolgreich das LDL- Cholesterin und die gefährlicheren Triglyzeride. 

Zu den großen Herz-Ärzten, was das Wissen um die Herzgesundheit angeht, gehört der US-Doc Prof. Dr. Dean Ornish. Er war einer der ersten, der in den 80er Jahren den Zusammenhang zwischen Lebensumständen, sozialem Umfeld und Herzerkrakungen in großem Maße in den USA untersuchte und feststellte, dass einer der größten Killer des Herzens Feindseligkeit gegen andere Menschen ist. Der Spezialist hat eine spezielle Therapie zur Behandlung von Herzerkrankungen entwickelt, die zum Ziel hat, Operationen weitestgehend überflüssig zu machen.

Teil davon ist die so genannte Ornish-Diät: Sie ist strikt vegetarisch und begrenzt den Fettanteil in der Nahrung auf zehn Prozent der aufgenommenen Kalorienmenge und die Cholesterol-Aufnahme auf nur fünf Milligramm täglich. Ein ziemlich radikaler Ansatz.

Im Vergleich: Der von der amerikanischen Kardiologenvereinigung American Heart Association (AHA) empfohlene Fettanteil betrug bis zu 30 % der Kalorienaufnahme und 300 mg Cholesterol täglich.

Der Anteil der Kohlenhydrate im Ornish-Konzept beträgt rund 75 Prozent, der Anteil an Eiweß etwa 15 Prozent. Die einzigen erlaubten tierischen Produkte sind sehr fettarme Milchprodukte und Eiklar. Zucker ist in kleinen Mengen zulässig, Kaffee und Tee sind verboten. Für manche Patienten kann dieses Lebensstil-Programm eine sichere und wirkungsvolle Alternative zu Medikamenten und Operationen sein.

Bereits 1986 begann Ornish mit seiner Lebensstil-Herz-Studie und das damalige Programm richtete sich bereits nach den gleichen Grundsätzen wie das heutige. Die Patienten stellten ihre Ernährung um und verzichteten auf das Rauchen. Sie nahmen zweimal wöchentlich an vierstündigen unterstützenden Gesprächsgruppen teil, die vom Institut organisiert und von Psychologen betreut wurden. Außerdem besuchten sie Koch- und Ernährungsseminare.

 

DIE EIGENE MITTE WIEDERFINDEN

 

Unter fachlicher Leitung erlernten sie Yogaprogressive MuskelentspannungAtem-, und Visualisierungstechniken sowie Meditation und absolvierten ein aerobes Bewegungstraining. 

An Tagen ohne Gruppentreffen wurden die Patienten dazu aufgefordert, ihre Übungen zur Stressbewältigung eine Stunde am Tag selbständig fortzuführen. Dazu sollten sie dreimal wöchentlich mindestens für eine halbe Stunde ein Bewegungstraining absolvieren. Ornish empfahl besonders Spaziergänge, da sich dabei das Verletzungsrisiko und das Risiko eines plötzlichen Herztodes auf ein Minimum reduzieren lassen.

Die in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichten Ergebnisse der Lifestyle Heart Trial sorgten in der medizinischen Fachwelt für viel Wirbel und führten zu Titelgeschichten in Newsweek und anderen großen Zeitungen. Bei 82% der 22 Patienten der Versuchsgruppe, die die ganze Studie durchliefen, war es nach einem Jahr zu Rückbildungen der Gefäßverengungen an den Koronararterien gekommen; dabei verringerte sich der Stenosendurchmesser um durchschnittlich 2,2% von 40% auf 37,8%. 

Dr. Ornish erklärt, dass dieser scheinbar geringe Unterschied von 2,2% schon zu einer erheblichen Verbesserung des Blutflusses zum Herzen führe. Bei den 20 Patienten der Kontrollgruppe, die aufgefordert wurden, sich an die Empfehlungen der amerikanischen Herzgesellschaft (American Heart Association) zu halten  – d.h. 30% oder weniger der täglichen Kalorienaufnahme sollte aus Fett bestehen, gemäßigtes Bewegungstraining und Verzicht auf das Rauchen – kam es zu einer Vergrößerung des Stenosendurchmessers um durchschnittlich 3,4% von 42,7% auf 46,1%.

 Als Mitglied der Kommission für komplementäre und alternative Medizin des Weißen Hauses wurde Dr. Ornish eingeladen, seine Forschungsergebnisse international führenden Persönlichkeiten vorzustellen, darunter auch Ex-Präsident Clinton und anderen Staatoberhäuptern sowie Kongressabgeordneten.

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