"Die wissenschaftliche Forschung hat im Kampf gegen den Darmkrebs auf medikamentöser Basis große Fortschritte erzielt", sagt Professor Friedrich Hagenmüller. Er geht dabei auf Arzneistoffe ein, die die Neubildung von den Tumor versorgenden Blutgefäßen hemmen (Anti-Angiogenese) oder das unkontrollierte Wachstum von Tumorzellen (Wachstumsblockade) stoppen. Als Arzt, der nicht nur auf die Früherkennung von Krebsvorstufen, sondern auch auf die Therapie von Krebsendstufen spezialisiert ist, gehört zu denen, die die Fortschritte in der Krebstherapie in der täglichen Praxis einsetzen.
DAS SCHICKSAL EINER FAMILIE
Dr. Christa Maar hingegen ist eine Mutter, die nach dem Tod ihres Sohnes 2001 die Felix Burda Stiftung gemeinsam mit dem Münchner Verleger Prof. Dr. Hubert Burda gegründet hat und unermüdlich darin ist, die Wissenschaft und Forschung zu fördern. Sie initiiert Fortbildungen, klärt umfassend über Prävention von Darmkrebs auf. Ihr Sohn starb an der gleichen Krankheit, die schon seinen Großvater das Leben gekostet hatte. Nur dass zu dem Zeitpunkt noch viel zu wenig über genetische Zusammenhänge bekannt war. Dr. Christa Maar: "Ich weiß aus eigener Erfahrung, welcher Schock die Diagnose Darmkrebs ist und in welche Hilflosigkeit sie die Betroffenen und ihre Angehörigen stürzt. Bei meinem Sohn Felix wurde im Alter von 31 Jahren Darmkrebs festgestellt. Er hat die Diagnose nur zwei Jahre überlebt. Damals haben wir verzweifelt nach ausführlichen und verständlichen Informationen gesucht. Es gab viele Webseiten zum Thema Darmkrebs, doch sie waren unvollständig, nicht auf dem neuesten Stand oder nur für Mediziner geschrieben. Ich dachte, dass man hier unbedingt Abhilfe schaffen müßte. So entstand www.darmkrebs.de."
Sie wurde gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg entwickelt. Dr. Maar: "Mit unserer Website wollen wir Menschen auf dem langen Weg durch die Krankheit begleiten. Und ich hoffe, dass sie viele Fragen beantworten kann.“
So auch über die medikamentöse Behandlung. Die DKFZ-Spezialisten: "In den vergangenen Jahren haben Wissenschaftler weitere Einblicke gewonnen in die molekularbiologischen Ursachen und biologischen Eigenschaften von Tumoren des Darms und anderer Organe. Diese Erkenntnisse brachten sie zu neuen Strategien und Behandlungsansätzen im Kampf gegen Krebserkrankungen, die mittlerweile zum Inhalt weltweiter Forschungsarbeiten geworden sind." Von Durchbruch oder endgültiger Heilung, so betonen sie, kann dennoch kein Rede sein. Linderung von Schmerzen und eine verbesserte Lebensqualität dank der neuen Therapieverfahren sind hingegen durchaus realistisch.
WAS MEDIKAMENTE KÖNNEN – UND WAS NICHT
Es ist wichtig, neben den Möglichkeiten auch die Grenzen der neuen Therapien kennenzulernen. Derzeit wird an einer Vielzahl von Forschungsansätzen gearbeitet, die im Laufe ihrer wissenschaftlichen Überprüfung oft verändert, ergänzt und miteinander kombiniert werden. Erste Medikamente haben bereits die Zulassung erhalten und werden auch bei Darmkrebs regelmäßig eingesetzt. Jüngste Forschungen zur Behandlung von Darmkrebs haben dafür gesorgt, dass die Chemotherapie mit neuartigen, zielgerichteten Medikamenten kombiniert werden kann. Das Deutsche Krebsforschungs-Zentrum: "Neuere Krebsmedikamente zielen auf molekulare Schlüsselprozesse in Zellen, die bei einer Krebserkrankung gestört sind. Anders als bei der Chemotherapie oder der Strahlentherapie richten sich diese Wirkstoffe gegen spezifische Angriffspunkte, die bevorzugt oder vermehrt in Tumorzellen vorkommen. Stark belastende Nebenwirkungen, wie sie bei einer Chemotherapie auftreten können, werden so weitestgehend vermieden oder erheblich reduziert. In der Fachsprache nennt man diese Angriffspunkte "Targets" (von engl. target = Ziel) und deshalb wird diese Form der Therapie auch als "targeted therapy", auf Deutsch "zielgerichtete" oder "gezielte" Therapie bezeichnet. Gezielte Krebstherapien werden häufig in Kombination mit einer herkömmlichen Chemotherapie oder auch in Kombination mit einer Strahlentherapie eingesetzt. Bei der Behandlung von (fortgeschrittenem) Darmkrebs haben bisher drei zielgerichtete Wirkstoffe Eingang in die klinische Praxis gefunden."
Ab einer Größe von zwei Millimetern benötigt ein bösartig wachsender Tumor eine eigene Blutversorgung, um seinen Bedarf an Nährstoffen und Sauerstoff sicherzustellen. Krebstumoren verfügen über ausgeklügelte Mechanismen, mit deren Hilfe sie Blutgefäße zum Aussprossen anregen können. In Forschungsarbeiten wurde nachgewiesen, dass sogenannte Angiogenesehemmer bs zu einem gewissen Grad tatsächlich die Durchblutung im Tumor vermindern und dadurch sein Wachstum zu bremsen vermögen. Ein gänzliches Aushungern und Absterben des Tumors wurde allerdings nicht erreicht.