Zehn Chefärzte – eine Mission: Professor Dr. Hartwig Huland hat in der Martini-Klinik in der ärztlichen Leitungsstruktur ein neues System eingeführt. Es
heißt Faculty-System und beschreibt ein wirklich ganz besonderes
Team. "Dieser Begriff ist aus dem Amerikanischen übernommen. In dem typisch deutschen System gibt es einen Chefarzt, gefolgt von
Oberärzten und Assistenzärzten. Oberärzte sind eine begrenzte Zeit in einer Klinik und lernen zu operieren, um sich dann nach dieser Ausbildung selber als Chef woanders zu bewerben. Das
Faculty-System hingegen bindet begabte Operateure langfristig an eine Klinik. Bei uns sind es zehn so genannte Chefärzte, die eine Lebenszeitposition in der Martini-Klinik gefunden
haben."
Was ist daran besser für den Patienten?
"Ein Faculty-System hat bei einer komplizierten und komplexen Erkrankung, wie es das lokalisierte Prostatakarzinom ist, für den Patienten sehr viele und
große Vorteile", erklärt er. "Der Eine ist, dass der Operateur, der an dieser Klinik bleibt und eben diese Tätigkeit über Jahre hinaus, bis an das Ende seines Berufslebens, ausführt, ein so genannter
high-volume Chirurg ist. Dies bedeutet, dass er die Operation seines Spezialgebietes extrem häufig macht und seine Ergebnisse sehr gut kennt. Der einzelne Patient hat also einen sehr erfahrenen
Operateur. Der Zweite ist, dass sich jedes der Faculty-Mitglieder innerhalb dieses kleinen Gebietes des Prostatakrebses auf ein Untergebiet spezialisiert hat: Ein Kollege ist auf die Bildgebung bei
der Vorsorgeuntersuchung spezialisiert und entwickelt diese weiter. Der andere ist verantwortlich für die Neuentwicklungen im fortgeschrittenen Prostatakarzinom und so weiter. So entsteht sehr viel
Kompetenz im Team. Drittens hat der Patient nur eine einzelne, kompetente Person während des stationären Aufenthaltes als fachkundigen Ansprechpartner, die ihn die ganze Zeit begleitet."
"Obwohl wir hier sehr viele Operationen durchführen", sagt Huland, "bemerkt der einzelne Patient davon gar nichts: Vor, während und nach der OP wird er nur durch einen – seinen – Arzt betreut."
Von den Oberärzten, die der Tumorchirurg über viele Jahre ausbildete, konnte er durch das Faculty-System der gleichgeschalteten Chefärzte viele der Besten an die Martini-Klinik binden. Auf diese Art
und Weise blieb die hohe Kompetenz nicht nur im Haus, sondern steigerte sich kontinuierlich durch den "Think Tank", der durch die Gespräche und Diskussionen der Mitglieder aus den unterschiedlichsten
Perspektiven entstand. "Die Operateure hier", sagt Prof. Huland voller Anerkennung, "genießen weltweit alle einen exzellenten Ruf. Sie gehören zu den renommiertesten Operateuren Europas auf dem
Gebiet der nervschonenden Entfernung der Prostata, haben diese besonders schwierige Operation insgesamt gesehen bereits mehr als 20.000 Mal durchgeführt."
Die Menge der Operationen durch weitere Faculty-Mitglieder zu steigern, ist nicht geplant. "Was die operative und die Bestrahlungsbehandlung anbelangt, wird ja jetzt schon jeder 8. deutsche
Patient hier bei uns operiert. Wir werden eher inhaltlich wachsen: Auf dem Gebiet der Bildgebung bei der Vorsorge liegt eine beträchtliche Entwicklung vor uns. Die Diagnostik ist unendlich viel
bereichert worden und so geht es auch kontinuierlich weiter. Da spielen wir natürlich auch mit dem Gedanken, weitere Chefärzte auf diesem Gebiet an unser Haus zu binden und die Faculty diesbezüglich
zu erweitern."