"Der Arzt ist nicht der Gott, der den Schalter umlegt und alles ist gut. Deshalb ist es sinnvoll, in manchen Situationen auch andere, zusätzliche Heilverfahren einzusetzen", sagt Dr. Arneborg Ernst, Professor für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Unfallkrankenhaus Berlin.
Dabei denkt er insbesondere an die Chirotherapie, an klassische Homöopathie, Tai Chi und sogar Nordic Walking. Warum gerade diese?
"Ich selbst habe eine Zusatzausbildung für Chirotherapie gemacht", antwortet er. "Deshalb weiß ich, wovon ich rede: Die Chirotherapie kann bei Hör- und Gleichgewichtsstörungen, Durchblutungsstörungen und Schmerzen, die ihre Ursache oftmals in der Wirbelsäule haben, erfolgreich eingesetzt werden."
Sie gehört zusammen mit der Osteopathie zu den so genannten manuellen Therapien. Darunter werden verschiedene therapeutische Richtungen zusammengefasst, die Krankheiten und Funktionsstörungen lediglich mit Hilfe der Hände (lateinisch: "manus" = Hand) behandeln. Beide Techniken gehören nicht zu den "Klassischen Naturheilverfahren", sondern sind etwa 5000 Jahre alt und in der Moderne am Ende des 19. Jahrhunderts in den USA weiter entwickelt worden.
Grundlegender Gedanke der Chirotherapie (griechisch: cheir = Hand) ist, dass sich fast sämtliche körperlichen Beschwerden auf Fehlstellungen oder Blockaden von Gelenken zurückführen lassen. Dementsprechend können nach Ansicht der Chiropraktiker viele Krankheiten durch die Beseitigung der gestörten Gelenkfunktion behandelt werden. In erster Linie sehen sie Blockaden in den Gelenken der Wirbelsäule als Krankheitsauslöser.
Der Bereich, in dem die Chirotherapie auch in die naturwissenschaftlich orientierte Medizin Einzug gehalten hat, ist die Behandlung von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Wirbelsäule und der Extremitäten. Ein "steifer" Hals, Rückenbeschwerden oder Schulterschmerzen lassen sich tatsächlich oft auf Blockaden in den Gelenken zwischen den Wirbelkörpern zurückführen.
VERHÄRTETE FASZIEN, VERKÜRZTE MUSKELN
Irrtümlich wurde lange Zeit die Meinung vertreten, dass bei Rückenbeschwerden Wirbel "ausgerenkt" seien. Heute ist jedoch klar, dass hinter Gelenkblockaden eigentlich verhärtete Faszien und verspannte Muskeln stecken. Wie eine Schublade, die eingeklemmt ist, machen die Muskeln das Gelenk unbeweglich. Das führt zu Nervenreizungen, die wiederum die Muskelspannung erhöhen, aber auch in die Umgebung ausstrahlen. So kann ein verspannter Hals unter anderem Schulterbeschwerden, Kopfschmerzen, Schwindelgefühle oder Ohrgeräusche hervorrufen.
Der Chirotherapeut kann durch gezielte Handgriffe oder eine kleine Drehung die Blockade lösen. Dabei wird vermutlich der Nervenreiz für einen kurzen Moment unterbrochen, die Muskelspannung sinkt und das Gelenk wird frei. Der Therapeut übt dabei nur einen ganz minimalen Kraftimpuls auf das Gelenk aus – trotzdem kann es bei der Manipulation deutlich hörbar in den Gelenken knacken. Nur von empfohlenen Spezialisten durchführen lassen!
Prof. Ernst ist auch ein ausgewiesener Tai Chi-Fan: "Ich arbeite in Berlin mit einer sehr guten Tai Chi-Schule zusammen. Die empfehle ich meinen Patienten, wenn ich denke, man sollte das Therapieverfahren verbessern. Die Erfolge sind beeindruckend. Viele der Patienten können nach einem Jahr Tai Chi komplett auf ihre Medikamente verzichten."
Was bewirkt Tai Chi?
Eine ca. 600 Jahre alte Bewegungskunst aus China, eine Verbindung von Meditation, ganzheitlicher Gesundheitsübung und innerer Kampfkunst.
Tai Chi – Chinesisches Schattenboxen – beinhaltet Entspannungsübungen und Kampfkunst als weich fließendes Bewegungssystem.
Diese Meditationstechnik und Kampfkunst wurde vom chinesischen Volk durch jahrhundertlange Erfahrung entwickelt und dient dazu, den Organismus zu stärken und zu pflegen. Die Bewegungen des Tai Chi
sind weich, locker und weit, langsam und ausgeglichen, sanft und geschmeidig. Die Ruhe schafft die Bewegung, das Weiche kontrolliert das Harte, das Runde verwandelt das Gerade, das Schwache besiegt
das Starke.
Das ruhige und dennoch kraftvolle Training beschert bis ins hohe Alter Fitness, Geschmeidigkeit und ine Steigerung der Lebensfreude.
Homöopathie gehört für Prof. Ernst ebenfalls zu integrativer Therapie: "Ich arbeite mit einem niedergelassenen HNO-Arzt zusammen, der zusätzlich in klassischer Homöopathie ausgebildet ist. Sicher, man kann Krebs nicht mit Homöopathie heilen – aber mit ihrer Hilfe kann man zum Beispiel Folgen der Bestrahlung wie Mundtrockenheit oder ähnliches sehr gut behandeln. Für manchen unserer Patienten hat sich die Homöopathie als segensreich erwiesen."
Hahnemanns Methode zielt darauf ab, gezielte Heilimpulse zu setzen, die die Eigenregulation des Patienten auf körperlicher und seelischer Ebene anstoßen sollen. Dies erreichte er, indem er – quasi einer Impfung ähnlich – genau die verdünnten und potenzierten Wirkstoffe einsetzte, die am Gesunden die gleichen Symptome auslösten, an denen der Kranke litt. Je genauer diese beiden übereinstimmen, je ähnlicher sich also Mittel und Patient in ihren Eigenschaften sind, umso frappierender und schneller tritt die Wirkung ein.
Nordic Walking ist die ideale Aktivität für Fitness-Einsteiger. Vor einiger Zeit noch von vielen müde belächelt, begegnet man
ihm heute immer öfter: Dem Nordic Walker, der mit lang gezogenen Schritten und kraftvollen Stockeinsatz durchs Gelände streift und ein scheinbar völlig neues Lebensgefühl vermittelt.Was ursprünglich
als Sommertraining für die finnischen Skilangläufer gedacht war, hat sich rasant in Mitteleuropa und dem Rest der Welt ausgebreitet.
Die positiven Auswirkungen: Nordic Walking
Wird die Technik richtig ausgeführt, befinden sich über 600 Muskeln in ständiger Bewegung, was einem Anteil von ca. 90% aller Muskeln entspricht.